37/18 – Mäander

 


Hiking4 oder Am Ende der Welt // Ankommen. In diesen Schwärzen. Innen leuchten sie. Wasser sind sie, Nichts, wie Wasser. Über dem Gebirge, in einer Mulde eingebettet und ohne wirklichen Grund, liegen sie und spiegeln die Welt, in der sie liegen und den Himmel meinen. Doch, das haben sie vergessen. Wie alles, was Vergessen ist, wirkt es doch. Enden wird nichts. Enden verheddern sich zu einem neuen Anfang. Zu einem Gebirge. Zu einem Glück und einem See. Er sieht mir in die Augen und kräuselt sich. Wieviel Wasser und wieviel Weg liegt näher, weiter, vor und hinter mir? Die Umkehr ist ebenso beschwerlich, wie der Weitergang. In diesen Tiefen der Höhen haben Wege keine Zeit und ihr Maß reicht nicht bis ans Ende dieser Welt. Es ist voll. Bis über den Rand, hält es alles. Ein Membran, dünn, fragil, fast nicht existent, zwischen Diesseits und Jenseits, eine Ahnung Wissen, an das ich mich zu halten suche, um nicht zu vergessen, dass es die Grenze in Wirklichkeit nicht gibt. Das Vergessen, schaft sie immer neu, die schwarzen Seen, die nicht dunkel sind, aber aus der Tiefe leuchten.

 

36/18 – Mäander

 


Senda d’aua // Die Dinge, in der Zeit angelegt, vergehen. Ohne diese vergangenen Begebenheiten, wäre das Leben ein anderes. Sie kommen und gehen in der Zeit. In allen anderen Zeiten, ist die Vergänglichkeit nicht zugegen. Sie ufert an die Ränder der Berge, wo das Fenster sich auftat und das Zeitliche niederlegte. In diese schwarzdunklen Gemächer des Tales, durch diese die Stunden dem Licht entlangklettern. Hinauf und hinab, senkt sich das Leben. Das Staunen, solange die Dinge in ihrer Dichte kreisen und ich ihnen zu fliehe, in den Nächten. Dort bin ich schlafend und ein wenig Ewigkeit. Könnte ich es ertragen, bis ans Ende der Welt zu gehen, wo sie anfängt, Welt zu sein? Wo sie noch nicht ist, nur ein unendlicher Raum, der so erscheint, als wäre er ein Nichts mit Nichts erfüllt, durch das es gilt zu gehen? Keine Form, keine Erscheinung, kein Wort wäre, nur diese Stille und die Quelle, wo die Form anfängt, Form zu werden und ein Anbeginn der Sprache.
Source chamber // Funtana da Suolper, Val Valatscha/ Val Plavna

 

35/18 – Mäander

 


Senda d’aua//Wohin? Anfang und Ende kommen zusammen. Eine kleine Übertreibung. Eine Not. Die ausgelassenen Stellen, Lücken zwischen den Felsen. Ein Vorsprung. Ein Hauch Türkis, eine rote Intensität, ein leicht transparentes Orange. Tief. In sich versinkend. Leuchtend. Die Schatten sind kühl. Keine Helligkeit dehnt das Kristalline. Das Fragende. Wohin bewege ich mich? Bewege ich mich? Überhaupt? Über meinem Haupt? Dort, eine Bewässerung. Der Fels. Ein unerreichbares Gefälle. Äonen von Jahrtausenden. Kreide- und Gravitationskräfte. Kalkweiß. Rostgerändertes. In sich gekehrtes Verschlungenes. Ein ausnahmsloses Gewirr aus Licht und Farnen. Gräser, goldgewirktes Blätterwerk. Zugedeckte Entfaltung. Der Geschmack, rötlich im Mund und in der Kehle, entbirgt ein gesickertes Echo. All die Jahre, all die Ferne, all die Distanz und jetzt. Aus dem Boden stösst es zum Licht, drängt in den Augenblick und fällt, aus sich steigend, in den Schlund der Lischana, zerinnt. Wasser zu Wasser. Ohne Anfang. Ohne Ende.
Source chamber // Cotschna, Val Lischana

 

34/18 – Mäander

 


Hiking3 oder das grosse Staunen // Berge schweben. Sie liegen und stehen nicht wirklich. Sie sind eine Dichte feinstes Material, einwenig zusammengepresst, zu vulkanartigen Gebilden geformt. Sie reichen in die Höhe und in die Tiefe. So genau kann ich es nie orten. Immer bin ich zwischen ihrem Oben und Unten unterwegs. Auch wenn ich geradeaus laufe, steige ich hinauf oder hinab. Serpentinen halten mich in ihrem Sog. Schattenfelder. Dann hören die Arven auf. Ihr Rauschen. Ich bin allein. Jetzt, wieder dieser Leerschlag. Das Knistern in einer Felsnische. Das Rollen eines Steinchens. Weit, Fern. Das Ungewisse regt sich. Erinnert sich. Flieht. Der Berg. Ich taste über seine aufgeschichteten Papiere. Dünnste Pergamente Zeit. Lose. Übereinander. Eines über das andere gelegt. Ich folge der einen Kante, so weit sie geht. Ich lese mit meinem Finger eine unsichtbare Schrift. Sie bröckelt und zerstäubt. Im Nachhinein erfahre ich über diese Landschaft; in der einen Wirklichkeit sind Berge schwebend.

 

33/18 – Mäander

 


Hiking2 oder das grosse Staunen // Vielleicht wäre die Traurigkeit nicht so traurig gewesen, hätte ich sie erkannt, bevor sie zu dem geworden ist, was sie ist. Eine Einfachheit hinter den Augen. Ein kleiner See. Er liegt in der Höhe. Hoch, hinter dem Gipfel, zwischen zwei Feldern Restschnee. Fein. Weich. In einem leichten Türkis, unter dem Himmel. Er berührt in. Flimmert. Wie ich. Etwas weiter über ihm sitzen die Engel. Sie ziehen die Wolken zurecht, zupfen sie in eine Form. In eine andere. So wie mich. Das Geröll ist wie Wasser. Es fliesst. Die Zeit. Eine Variable. Die eine Möglichkeit, zu Sein. Aber auch sie vergeht. Ein kleiner Leerschlag im Gebirge. Ich eile. Hinauf und hinab. Der Atem fliegt. Ein Glück. Das Echo entgegnet mir. Ich schaue mich um. Dieser Augenblick, denke ich, hat in der Erinnerung kein Bild.

 

32/18 – Mäander

 


Hiking2 oder das grosse Staunen // Es war eine andere Verbindung. Gemeint wäre zwar dieselbe. Später habe ich erfahren, dass dieser Ort nicht im Netzt angeschlossen ist. Keine Haltestelle kann so gefunden werden. Niemand wird ankommen, wo ich hingegangen bin. Das Tal liegt weit über den anderen Tälern. Schmal, ja grazil zieht es dem Himmel entgegen. Es endet, wo es Geröll wird und zu einer Passage Steine. Bis in ein Blau reicht sie. Abgelegen. Fremd. Sich selber. Ein Anbeginn, denke ich. Der Wind rollt kleine Steinchen vor sich her. Sie kullern in das Gurgeln eines Rinnsals. Vögel fliegen auf. Ich denke an Venedigs Tauben auf dem Campo, an seine Kathedralen, die um ihn stehen. Gipfel sind ebensolche Kathedralen. Sie säumen die Stille. Sie hüten deren Geheimnis. Berge bergen es. Das Echo ist ihr Wächter.

 

31/18 – Mäander

 


Experiment408 Der Versuch einem Einhorn zu begegnen – Täler
In diesen Lücken der Zeit, sind wir. Wir bewegen uns zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Suchen und Wort. In diesen Lücken, die wir sind, suchen wir zu finden, was ewig dauert und bewirkt. Wessen Wirklichkeit wir auch sind, wir sind ihr Erscheinen, kleine Punkte, Schatten im Licht und leuchten einwenig im Irrlichtern der Welt.

Wohin wir uns in Verbindung sehnen, sehen wir uns im Vergehen und Geborenwerden. Was wir sind und was wir nicht werden, mag verstörend wirken, wissend sind wir und was wir nicht wissen werden, ist das Geheimnis des Lebens Lücken und ihrer Zeit.

Ziehe ich einen grossen Bogen durch die Landschaft vor meinem Fenster, sehe ich den Inn, seine Quellen, bis hin zum schwarzen Meer, fliesst er, bringt und trägt fort, was er ist, Wasser und Wasser und Wasser und sein Anbeginn, durch meine Lücken.

 

30/18 – Mäander

 


Es sei in dieser Erklärung ein Berg / angefangenes Fragment einer schwebenden Kraft / nie wird es ein ganzes Bild sein / in seiner temporären Vollkommenheit / schwindet es und löst sich auf / ohne sich jeweils erklärt zu sehen, dort wird es Erscheinung / ohne eine dieser Erweiterungen zur Fülle zu bringen / rechnen wir unablässig einwenig ohne Vergangenheit / in dieser Ewigkeit. Der Geist ist nicht flüchtig! Er ist nur schwer zu fassen mit dem Willen.

 

29/18 – Mäander

 


Landschaftsverschiebungen Wo in dieser Ebene der Welt liegt die Erde in einem Wasser aus diesem Berge hinaufragen in den Himmel und ihn einwenig verdrängen so dass die Winde über die Seen kräuseln und Wellen werfen die den Fels und das Geröll auftürmen und wie Flüsse strömen sie aus den Quellen ihres Seins zum Tal. Dort gehen wir durch unsere Wirklichkeiten.

 

28/18 – Mäander

 


picnic with fairies…. wir bereisen den Tamangur… // …1sonne… 1himmel… 1murmeltier… 1/2erdbeermarmeladenbrot… 1/2erdbeermarmeladenbrot ohne marmelade (hat 1pferd gefressen…) 1reh… 1ige kühe- sehr viele kühe… 1bach… 1wald… 1alphütte zerfallen… 1weg… und 1igewunder… Diese leuchtenden Zustände einer Abgeschiedenheit.

 

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