35/17 – Eden

 

Unterschiedliche Passagen: Entwürfe und Aufzeichnungen
aus dem Projekt -Eden- eine Rauminstallation:
Das Geleit V

Die Zeit flieht, sagt der König
und sagt lange Zeit nichts,
spricht er, fliegen die Vögel auf
schweigt er, kehren die Schwalben zurück.

Eine Verwechslung, meint Oberon,
die Königin nimmt ihren Hut, sie steigt vom Sockel,
der Wind wendet, die Lichter flackern,
sie lächelt, der Wald wird lichter.

Nebel steigen, über dem Wasser schwebt die Spiegelung,
das Laub knistert, wir sind noch immer,
mich wunderts, am anderen Ufer fällt eine Kastanie,
sie rollt weiter, bis ich sie nicht mehr höre.

Vielleicht sind wir ewig diese Dämmerung
und bemerken nicht, wie der Tag aufsteigt
aus ihr, über die Hügel zieht und hinabgleitet,
in den Zeitkathedralen bleiben die Fenster geschlossen.

Ich reiche dir mein Wort, du kletterst über die Mauer,
dort ist ein Fluss und eine Handvoll Wirbel,
ein Meer aus Blätter, die ich bin,
ohne Dach ist der Himmel unendlich.

 

34/17 -Eden

 

Unterschiedliche Passagen: Entwürfe und Aufzeichnungen
aus dem Projekt -Eden- eine Rauminstallation:
Labyrint IV

Seitlich, vom Licht zu sprechen, habe ich unterlassen,
es bleibt eine Ahnung, unwirklich, träumerisch
in den Räumen, durch diese es zieht und liebäugelt
mit dem Garten, dem Wald und dem Ungewissen.

Eben, streift es durch das Geviert, das Reh, der Wind,
im Tamangur vergisst sich die Zeit, die Zeit den König,
die Milchstrasse neben dem Rosengarten und das Alphabet,
zwischen den letzten Resten des ersten Schnees.

So ist es nicht, sagt der König, er liest im Plan
für gefaltete Schiffe, Pegasus schüttelt den Kopf,
was habe ich mir nur gedacht, mich ohne Konzept
über die Träume zu erheben und sie zur Wirklichkeit zu erklären.

Ich bin der König, sagt sie, des Fuchses Ohr zuckt
im Schlaf stellt er sich träumend, hinter der Kulisse
knistert Orpheus mit dem Zellofan,
wir werden sehen, orakelt Pan.

Unter dem Blätterdach schweben die Vögel hinab,
der Engel im Kostüm und mit wirrem Haar
zupft Moos aus dem wirbelnden Mühlebach,
wir sind Gefangene unserer Monologe.

Klagt die Elfe und sucht nach der weisse Katze,
im Mondschein leuchtet sie sanft
ruft die Amsel die Nachtigall,
Oberon schliesst die Augen.

 

33/17 – Eden

 

Unterschiedliche Passagen: Entwürfe und Aufzeichnungen
aus dem Projekt -Eden- eine Rauminstallation:
Die Rose III

Lichter sind ewig, spricht der König, in seinem Land
verliert sich der Garten im Wald, die Fische schweben,
im Grün wachsen Rosen, Bäume, sage ich dir, einen Lotos,
seine Blätter sind Schiffe.

Der König, lächelnd geht er über das Wasser und winkt
einen Sommernachtstraum herbei,
Kulissen werden verschoben, Feen
und das Gebüsch neu trapiert, Lavendel gezupft,
der Nebel über dem See nieselt, Reiher kommen auch vor.

Bis der Wecker klingelt, dann schweigt der König,
die Fische segeln durch das Fenster, ein Falter,
eine Abstraktion, Fragen, Fragen sind wie der Wind,
Winde wenden nicht nur die Dinge, ich wende das Blatt.

Wir sind, sagt der König, weiter und deutet die Sterne,
über ihm ein gleissender Funke im Abend,
den er zur Wolke erhebt, Wolken sind so, Könige ebenso,
ein See über dem Berg, unendlich, mit dieser Blumengirlande.

Über dem Hügel liegt Tau, das Grün flirrt, das Wort Welt,
immer und immer wieder bleibt sie unsichtbar, einzigartig,
der König schläft, die Vögel fliegen auf,
der Regen fällt in die Arven, Noa winkt, ich staune, Pan tanzt,
das Gebüsch zittert, ohne ein Wort, schweigt der König.

 

32/17 – Eden

 

Unterschiedliche Passagen: Entwürfe und Aufzeichnungen aus dem Projekt -Eden- eine Rauminstallation: Der Wind II

Der König ist sprachlos, der Wind spricht für ihn,
er wendet, was ist, er durchweht was wird, er ist Wirbel,
Winde sind so, Könige ebenso, lautlos, im Sturm.

Lese ich Wind, lese ich Raum, sehe ich die Dinge fliegend,
die sonst unter der Erde wachsen, wo kein Licht sie erreicht,
fliehen die Schatten, leise, im Sturm, höre ich sie rufen.

Unsichtbar ist alles, sage ich dir, spricht der König,
erheben sich die Dinge aus den Winkeln der Erde,
diese schwebenden Lichter, wie Schiffe, die Worte.

Wachsen sie, wendet sich Zeit, der Wind,
kehrt sie um und ein und vorüber, in mir,
in diesem Land, durch die Jahre, ist es geworden.

Was wir nicht sehen, ist so geblieben,
unsichtbar, in unseren Augen, wie die Schatten
die uns stehen lassen, wo die Farbe fehlt,
entfacht sie das Licht.

 

31/17 – LINES

 

LINES / Texte zur Ausstellung / Im Gedächtnis sind wir Bäume // Lichtfang // Und so bleibe ich ewig eine dieser angedachten Entfernungen die es so nicht gibt wenn ich sie nicht erfinden würde um die Welt zu verstehen die ebenso wenig so existiert wie ich sie lernte zu erdenken und ich sie in Erinnerung halte und meinem Herz bliebe nur das Karge eines polaren Zwiegesprächs gäbe sich das Leben nicht in seiner Vervielfachung von dort in die Weite die leise summt wie der Berg um mich dachte ich das Alphabeth könnte reichen ihn zu verstehen und die Täler bis zu den Spitzen auffüllen um über den Anfang zu sehen wo die Zeit sich erfindet mit ihren Formeln sich dem Verstand entzieht in einem Ausmass hilft nur das Vertrauen bis die zuordnende Unsichtbarkeit einen Hinweis einblendet ein feiner Lichtstrahl bin ich eine winzige Reflektion eines Staubkorns der Schöpfung das ich Universum nenne solange ich es so nenne ist es das Existierende um mich und erreiche ich ein anderes Wort werde ich doch stets ankommen in einem dieser Augenblicke der schon vorbei eine Erinnerung ist.

 

30/17 – LINES

 


LINES / Texte zur Ausstellung / Im Gedächtnis sind wir Bäume // Wasser // Vielleicht sind wir ein Traum in Wirklichkeit wie eine Wolke formlos und flüchtig eine Bergspiegelung im See in der einen Hand in der anderen die Zeit und manchmal bleibt die Nacht aus in den Arven unter denen ich liege ein langes Leben lang mich mir anzunähern übe und ununterbrochen dir in die Arme zulaufe da wo du stehst komme ich nie an in den Hügeln reflektiert mich das Wasser in das ich eintauche als wäre es der Zwischenraum einer Vorsehung diesseitiger und jenseiteiger Welten die sich getrennt halten von der einen zur anderen Seite sich nun zuträumen durch Nacht und Tag eine Dämmerung erdenken die beide im Gleichgewicht zu halten sucht damit sie rund bleibt die Erde wie der Mond und die Sonne und vielleicht ist es doch der Wind der mir zuwinkt und lächelnd mit seinen Zweigen mir zuweht ich solle es lassen mich in diesem Übergang zu verweilen der so lange existiert wie ich bleibe und mich sehne in seinem Atem zu strömen und den See zu füllen der in ihm eingebettet vor dem Berg liegt der ein Dach ist und ein Zelt für Tiere und Pflanzen und ihrem träumenden Wissen.

 

29/17 – LINES

 


LINES / Texte zur Ausstellung / Im Gedächtnis sind wir Bäume // Erinnerungen // Vielleicht sind wir der Traum eines Baumes der in uns gewachsen weiter wächst und doch endet manchmal ein Wort mitten im Gespräch erscheint ein anderes Bild der Wirklichkeit und führt die Endlichkeit weiter die wir erträumen und ich versuche mit den Fischen zu fliegen und ihren Gesang zu lesen in den Zweigen flattert der Wind und flierrt in mir eine Erzählung wach der ich noch immer folge über die Felder wo die Engel leuchten und die Wirklichkeit in die ich eintauche eine Reflektion ist der Wirklichkeit der ich den Namen Leben gebe und es viele Namen für Leben gibt wie für die Unendlichkeit und die Bäume zwischen ihnen gehe ich als wäre ich Wind in den Kronen der Wurzeln.

 

28//17 – LINES

 

LINES / Texte zur Ausstellung / Im Gedächtnis sind wir Bäume // Räume sind wir Bäume die vom Himmel wachsen und zwischen Hügeln wurzeln am Ufer der Seen und Meere in Tälern an Weggabelungen oder in Erinnerungen sind wir Alleen in unseren Kronen nisten die Winde rauschen blätternd singen wir schweigen nie wir wachsen nicht nur vom Himmel wir sind ein Netzwerk und ein Lichtfang im Gedächtnis der Bäume sind wir Schiffe für Lichter und Worte die wir ahnen und wir befahren die Welt folgen den Sternen sind wir Linien die wachsen vor uns her werden wir Weg und ein Alphabet ist unser Gedächtnis das wächst wie ein Baum sind wir in uns Wälder sind Lichtungen wachsen weiter wie Gräser auch in der Nacht träumen wir wären Bäume die vom Himmel wachsen sagst du und wir gehen über die Lichtung weiter und du verlorst dich in meinen Wäldern die ich war während ich mit den Schiffen über die Hügel fahre und die Worte wie Vögel in unserem Geäst nisten und mit den Winden die Wolken zwischen die Erinnerungen lesen und wir uns spiegeln in unseren Wassern die Kraft die einen Kreis beschreibt das Leben ist ein Baum unter Bäumen in Räumen.

 

27/17 – aus dem Engiadina//Archiv

 

In der Orangerie, Merian Gärten, Basel.

Bilder und Objekte zur Vortsragsreihe: Sinnzeit.ch
Wie kommunizieren Pflanzen miteinander?
Wie verständigen sie sich mit Tier und Mensch?
Impressionen, Mai bis Juni 2017.

 

26/17 la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Was treibt uns in dieses Tal, wischen die Steine und das Geröll? Wir sickern. Wir sinken. Wir streben auf. Wir sind einsam. Wir lesen uns in einem fort. Wir lesen, was in uns Raum ist. Wir lesen, was um uns die Dinge bespricht und uns entgegenhält, was wir übersehen. Wir kauern uns in Zwischenräume. Wir sind Wort. Wir sind Bild. Schwebend. Schwankend. Leuchtend. Das Düstere liegt um die Peripherie, als ein nächtliches Band. Die Seelen schweigen dort. Sie kehren uns ihren Rücken zu. Sie sehen, was wir nicht sehen, aber können. Wir suchen. Wir suchen nicht uns, wir suchen sie, die dort wandeln, zeitlos, den Rändern entlang, die wir errichtet haben, die nicht sind, wenn sie nicht sind. Die vor uns stehen, wenn wir sie sehen. Wo sind wir Mensch? Wo Geist, wenn wir alles sind, was wir entschieden und uns doch verlassen haben, vergessen, wo wir gehen, auf Wegen, Pfaden, Strassen, durch Räume? Wir kommen und wir sind gegangen. Wir lassen. Wir erinnern. Wir werden sehen.

 

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