2/20 – Air

 

Im Hier habe ich keine Mühe über nichts nachzudenken. Alles ist so viel, dass es keinen Sinn macht, das Viele zu ordnen. Es folgt eigenen Gesetzmässigkeiten. Im Grossen und Ganzen gesehen ist alles nachvollziehbar, wie es entsteht. Wie es sich fortsetzt steht unter einem anderen Einfluss. Die Vorsehung ist nicht leicht zu erkennen. Erst wenn sie im Blickfeld erscheint und ein Licht wirft, in das sie ein Bild projiziert. Dessen Entwurf kann unter Umständen Jahre dauern. Ich überlege mir, ob mein Leben hinreicht, das alles zu notieren.

 

1/20 – Air

 

Im Traum gehe ich durch den Jardin. Ich beobachte ob ich erkennen kann, wo das Neue Jahr anfängt. In der Zeit ist es nicht einfach zu sehen. Das Oben und Unten scheint kein Ort zu sein. Als ich sehr klein war, versuchte ich herauszufinden, ob der Himmel tatsächlich weit weg im Himmel hängt oder ob er bis zum Boden reicht, da wo ich jetzt stehe. Wenn es so ist, berührt der Himmel meinen Kopf und wenn ich meine Hände vor mir ausstrecke, kann er da sitzen. Vielleicht sehe ich ihn nicht. Um die Erde ist sehr viel Luft. Darum sind auch die Engel unsichtbar. Hier im Jardin wohnen sehr viele. Sie stehen mit den Königinnen an der Balustrade und scheuchen die Tauben und Möwen von Zeit zu Zeit auf. Auch das Neue Jahr, denke ich und das ist wunderbar.

 

21/19 – Signifikat

 

Ich habe mir als Kind ein Orchester zu Weihnachten gewünscht. Jetzt weiss ich, dass Orchester sehr aufwendig sind. Ich bin durch den Jardin gelaufen und habe zwischen den Königinnen die Bäume gezählt. Im Winter sind die Töpfe auf der Balustrade leer. Die Statuen sind arm und oft ohne Kleider. Möwen landen gerne auf ihren Köpfen. Die Tauben im Park sind friedlich. Weihnacht ohne Buch, ist keine richtige Weihnacht, hat meine Mutter jedes Jahr gesagt. Weihnachtsbäume sind meine Lieblingsbäume. Paris 2019

 

19/19 – Signifikat

 

Und vielleicht endet und findet die Sprache sich, wo sie den Berg erhebt und er da liegt, seinen Klang ausdehnt und die Wasser zusammenfinden. In ihrem Sickern lesen sie das Gestein und seine losen Zeiten noch immer und stetig. Das Ephemere allen Seins.

 

18/19 – Signifikat

 

Tür zum Berg

 

17/19 – Signifikat

 

Welt in Welt

 

16/19 – Signifikat

 
Berechnung einer nahen Distanz

Leichter Einfall. Beidseitig des Flusses, ein Ufer. Eine dieser Rundungen, um diese die Erde sich dreht. Ununterbrochen. Hätten sich die Tage nicht in eine andere Richtung bewegt, wären die Wolken über die Gipfel in die Täler gestiegen. Jetzt, lösen sie sich auf. Sie vergehen in eine Vergangenheit. Winde treiben hier. Ein uferloses Rollen von Gestein. Berge atmen. Sie atmen ihre Masse an Gesteinsschichten. Blatt um Blatt, Platte um Platte. Bilder gleiten mit den Schatten über die Felsen. Die Regen. Sie triefen in den Arven. Feucht. Ein unnahbarer Duft wischt sich über den weichen Boden, dem Bach entlang. Das Reh, scheu und mit weit offenen Augen, sieht in die Richtung, in der ich stehe, ich schaue in dieselbe, ich verwechsle die Sichten. Den Bach. Die Steine. Hinter dem Berg blühen die Magnolien. Erste Kirschbäume, der Schlehdorn. Ein Kinderlied begleiten das Gurgeln des Wassers. Zwischen den Steinen zerspringt das Spiegelbild. Nebel wenden, ihre Segel verlassen den Hafen in den Gipfeln. Ich schaue ihnen nach. Nichts ist so, wie ich es einmal wahrgenommen habe. Das Damals löst sich in das Vergangene. Was vor mir liegt, ist ein anders Ufer.

 

15/19 – Signifikat

 

Und es ist nichts wirklich in diesem Nichts. Es öffnet und schliesst sich, wie eine Lunge die Luft durch sich stösst und atmet und atmend, das Membran füllt und leert, die Saiten in Spannung hält, durch diese das Blut rinnt und sickernd zur Quelle wird. Das Leben. Voller Essays, unendlicher Passagen aus Zwischenzeilen und Fussnoten, einigen Zitaten, die den Faden durch Nadelöhre führen und mich. Ein Schiff, ein Bündel Kräfte, einige Ströme Energie, eine Handvoll Sprache, eine kleine Unordnung, die ich versuche zum Leben zu erwecken. Eine Ernsthaftigkeit. Im Grossen und Ganzen. Und da liegen die Zeichen. In diesem Garten. Blühend und ausser sich, einwenig umzäunt. Gezähmt. Aufgereiht in Zahlen. Wie soll sich das Leben ergeben? Mit, durch, unter Kontrolle? Nichts und Nichts wird. Die Sonne und der Wind streiten um die Wellen, die Blätter und Wolken um das Licht, die Arme und das Herz um die Erde. Der Boden ringt um seinen Flug. Wir sind und wir sind nicht nur. Wir schweben, als unser Spiegelbild. Wir ergreifen uns und entgleiten. Wir kehren wieder und wieder. Erschaffen Räume. Räume vergehen. Sind ewig. Wissen.

 

14/19 – Signifikat

 

Wie viel Konkretes braucht die Wirklichkeit, damit sie eine Dichte wird, die Welt bedeutet? Warum muss der Mensch die Dinge deuten, damit er sie begreift?

Hinzugefügtes. Begegnungen. Auslassungen und Zwischenräume. Das Konkrete kreuzt die Zeit. Sie pendelt. Sie lotet. Ihr Hin und Her. Ihren Verlauf. Den Rändern entlang. Ihr Dasein, ihr Jenseits. Die weltlichen Labyrinthe, einer kryptischen Unterwelt. Außer sich liegen die weiten Geister, die grossen Denker. Ihre Transformation Gelebtes. Das in Sprache Gefasste, das in Sprache Geformte. Ein Hier und Jetzt. Eine Unruh Anbeginn. Einen Bogen Leben zeichnend, kreist sie den unnahbaren Dialog, mit der Unendlichkeit.

Das Foucaultsche Pendel, Panthéon, Paris
 

13/19 – issue

 

„Unter Hemingways Bäumen“ in Paris

Librairie Allemande Paris Deutsche Buchhandlung

2 rue du Sommerard
75005 Paris, France

 

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