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Nachtkarussell. 188// Wie dann die Sprache sich ein Haus baut, über den Klippen des Alltags und ein Meer bildet, in diesem sie sich spiegeln kann, dachte ich, würde ich sie hören? Die Nacht. Lau, der Wind. Nur das Rauschen vor mir in der Dunkelheit, diese Schwärze, war zugegen. Die Linie Horizont, ein Schweigen, ein wortloses Getöse im Ohr, wenn ich mich ihr zuwende. Die Lichtstreifen der fernen Strassenlaternen, schimmernd, irrlichternd, sirren eine Strasse zum Mond. Die Wellen tragen Kronen und mich nicht, über ihre Kimm. Lesend tasten die Hände im Sand, entlang der Flut, die atmend, sich ausdehnend, meine Schritte zurückweichen lässt, nach Muschelähnlichem. Das Gesuchte und Nichtgefundene, ein Magnetismus, der Traum nach dem, was sich weitet und doch das andere Ufer nicht erreichen wird, würde ich ein Schiff fliehen lassen, das dort untertaucht, wo es meinem Blick entschwindet. Entsagung von Konkretem, lässt einen ohne Segel treiben und vielleicht dort an Land spülen, wo man sich nicht hinzudenken traut, weil es nur das Dunkel gibt, das im Lichtschatten einen Schmetterling mit bunten Flügeln gaukelt. Die Dramaturgie eines Augenblicks ist undenkbar. Unfassbar, was geschieht, wenn die Welle sich bricht, über sich selber, in sich hinein und Wasser wird, ist, zur selben Zeit nicht Zeit ist, nur das Element, in das ich eintauchen könnte, würde ich es wagen. Einebnend, das, was nicht ist, das, was man nicht tut. Das Unausgeformte, Unausgeschsprochene zwischen den Schritten und dem Wort zwischen den Worten. (Aus: Tage am Meer; Nachtspaziergang, 27.3.10)
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