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7/17 – Unter Hemingway’s Bäumen


cahier – première partie – brouillon 2 // Die Möwen kreisen. Autos mit heulenden Sirenen fahren vorbei. Ich sehe sie nicht. Die Engel schon. Sie kennen mich und bleiben einwenig unsichtbar. Ich denke nicht, das Engel einen Auftrag erhalten. Engelsein ist ein Beruf und Inseln sind Pferde.

Über was habe ich noch nicht geschrieben? Über welche Lücke im Tag? Einen Alltag gibt es hier nicht. Vielleicht wird es nie einen geben. Er erübrigt sich. Die Rituale mögen blieben. Eine Stille liegt in ihnen. Was sich sonst auflehnt, verwischt. Ich versuche mich einzulassen, auf das, was ich wahrnehme, in meiner Lückenhaftigkeit. Und in die Dinge eintauchen. Wie sehr es auch berührt. Ich bin aus der Zeit gefallen und sie hält mich mit einem Faden fest.

Die Taube setzt sich zu mir. Ich teile mit ihr meinen Croissant. Der alte Mann verlässt immer zur gleichen Zeit das Kaffee. Ich verliere den Faden. Meine Taube. Mit dem nächsten Croissant wird sie wieder da sein. Die Engel. Sie haben sich verschlafen im Park. Aufgeregt schieben sie die tiefhängenden Wolken zueinander. Ich falte mich. Die Blätter. Das Hologramm springt auf. Es träumt sich Stückweise in einen Ozean. Eine Milchstrasse führt zu ihm hin und andere Brücken. Die Nacht ist nicht dunkel. Die Gräser glühen und Vögel wehen über mir einen Kreis. Unter diesen Bedingungen zu atmen ist nicht leicht. Der Druck von Himmel auf das Wasser ist gross. Dieser Übergang. Die Engel wippen mit den Fliederrispen. Die Glocken läuten. Die Sonnenschirme werden geöffnet und die Tische zu den Stühlen gerückt. Die Taube wartet auf ihre Gäste, trippelt zum Gehsteig hin und zurück. Ihre Flügel schimmern, wie Engel schimmern und warten, nach Flieder oder Lavendel duftend.

An Wochenenden läuten die Glocken eine Melodie, bis die Sonne kommt, dann sind sie abgelenkt. Im Schatten setzen sich keine fremdem Leute zu mir, nur die Taube. Der Faden. Er taucht in die weisse Landschaft und an anderer Stelle wieder auf. Wie der Engel oder die Taube. Sie haben viel Arbeit heute. Sie schieben die Sonne langsam hinter die Bäumen und zu einer freien Stelle. Ein Vater schimpft mit der Tochter. Sie legen Bücher aus, Bücher auf die Tische, neben den Kaffee. Der Salat wächst noch immer am Strassenrand. Er ist gross geworden. Die Taube scheint ihn nicht zu mögen. Die Gäste essen hier am Morgen Kuchen. Der Engel rüttelt am Tisch und schiebt die Sonne ein Stücke weiter. Er breitet seine Flügel aus. Die Bettlerin durchsucht den Abfallkorb. Ein schwarzer Hund geht auf und ab.

Engel sind nicht der Phantasie oder Vorstellung entsprungen, aber sie kommen da vor.

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