12/20 Air

 

Die Gelegenheit sieht mich nicht. Ich entwerfe sie, ohne sie auszuführen. Das Geld fehlt überall. Das liegt in seiner Natur. Ich nehme mir viel vor und habe keine Ahnung. So falle ich immer wieder auf die Füsse. Das ist ein eigenwilliger Gedanke. Geistige Heimat ist ortlos und braucht viel Platz.

 

11/20 – Air

 

Wer bestimmt den Zeitpunkt, wann ein Zenit überschritten, hinter mir liegt? Im Nichts ist auch ein Nichts. Wenn ich mir das Nichts überlege, wird es. Ich staune. Der Mensch ist ein Wirbel und macht viel Unordnung. Kultur ist etwas anderes. Kultur ist etwas Gemeinsames.

 

10/20 -Air

 

Gedanken bringen immer sehr viel Unruhe. Ich stehe auf und laufe hinunter auf die Strasse und um die Ecke. Hier kaufe ich mir ein Baguette und werfe dem Mann eine Münze in den Becher, aber nur, wenn er mich nicht danach fragt. Das ist unsere Abmachung, die er aus Gewohnheit vergisst. Wir leben von sehr wenig Geld und Quadratmetern Wärme, denke ich. Ich kehre dann zurück in das Haus, an dessen Ecke er sitzt, auf dem Koffer mit der kleinen Heizung drin, die er mit seinem Arbeitskollegen am Morgen installiert.

 

9/20 – Air

 

Ich nehme mich ins Gericht und bin ein Kreuzfeuer. Die Bewegung hat sich in Gang gesetzt. Ich bin die Ursache, aber nicht die Schuld. Koordinaten sind anstrengend. Ob der Plan gelingt?

 

8/20 – Air

 

Was sieht, wenn ich die Augen schliesse? Ich stehe am Platz mit dem Namen Derrida. Die Zusammensetzung der Stunden ergibt mehr wie einen Tag. Eintreten ist räumlich.

 

7/20 – Air

 

Es gibt es nicht. Wenn ich jeden Tag schreibe, wird mein Leben nie enden, schreibe ich. Im Hier ist alles einwenig unendlich. Ich frage mich, warum ich mir ein Ende vorstelle, wenn es immer weiter geht. Das Leben endet nicht mit dem Streben. Das Sterben kann ein Leben lang dauern, bis der Tod da ist und wenn er da ist, geht er weiter. Vielleicht geht er an mir vorbei. Die Verstorbenen sprechen dauernd, nur glauben wir nicht daran, dass sie es auch sind, die Worte in unsere Gedanken und Leben einschleusen. Mehr wie wir ahnen. Ein Teil von ihnen ist immer mit uns und ein Teil von uns, mit ihnen.

 

6/20 – Air

 

Ich gehe jeden Tag einen direkten Umweg. Manchmal bin ich mir nahe, manchmal nicht, aber immer begegne ich mir. Warum sollte das Leben nicht an einem anderen Ort ankommen? Vielleicht bin ich zu oberflächlich oder zu genau? Das Wesentliche ist ein Augenblick, denke ich.

 

5/20 – Air

 

Die Orientierung ist lose. Wo bleibe ich in der Vorsehung? Gefühle wiederholen sich nicht, aber die Erinnerung. Mein Gedächtnis ist zeitlos. Hier muss ich mich nicht ordnen. Die Zeichen verändern den Inhalt des Papiers, sofern es leer ist. Ich warte bis niemand mehr im Treppenhaus auf oder ab geht. Dann lebe ich weiter.

 

4/20 – Air

 

Das Hier ist eine kleine, aber eine wesentliche Heimat. Ich trage sie vor mich her oder laufe ihr nach. Ich habe mich eingerichtet in ihr und bin glücklich. Selten liegt hier Staub. Der Wind weht jeden Tag durch meine Ritzen. Mit jeder Böe hebt er den Vorhang. Die Welt erscheint und ihre Intendanten. Ich habe die Seiten verwechselt, dort, wo keine existieren.

 

3/20 – Air

 

Das Ganze ist etwas mehr, wie ich hier erfassen kann. Doch auch das ist sehr viel. Das Viele braucht so viel Mut, wie das Wenige. Der Mut ist ein Turm, denke ich. In seiner Höhe liegt das Erreichte in der Ferne und hinter der Ferne fängt sie erst wirklich an, fern zu sein. Was dort geschieht ist dasselbe. Nur liegt es etwas weiter weg, wie hier.

 

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