28//17 – LINES

 

LINES / Texte zur Ausstellung / Im Gedächtnis sind wir Bäume // Räume sind wir Bäume die vom Himmel wachsen und zwischen Hügeln wurzeln am Ufer der Seen und Meere in Tälern an Weggabelungen oder in Erinnerungen sind wir Alleen in unseren Kronen nisten die Winde rauschen blätternd singen wir schweigen nie wir wachsen nicht nur vom Himmel wir sind ein Netzwerk und ein Lichtfang im Gedächtnis der Bäume sind wir Schiffe für Lichter und Worte die wir ahnen und wir befahren die Welt folgen den Sternen sind wir Linien die wachsen vor uns her werden wir Weg und ein Alphabet ist unser Gedächtnis das wächst wie ein Baum sind wir in uns Wälder sind Lichtungen wachsen weiter wie Gräser auch in der Nacht träumen wir wären Bäume die vom Himmel wachsen sagst du und wir gehen über die Lichtung weiter und du verlorst dich in meinen Wäldern die ich war während ich mit den Schiffen über die Hügel fahre und die Worte wie Vögel in unserem Geäst nisten und mit den Winden die Wolken zwischen die Erinnerungen lesen und wir uns spiegeln in unseren Wassern die Kraft die einen Kreis beschreibt das Leben ist ein Baum unter Bäumen in Räumen.

 

27/17 – aus dem Engiadina//Archiv

 

In der Orangerie, Merian Gärten, Basel.

Bilder und Objekte zur Vortsragsreihe: Sinnzeit.ch
Wie kommunizieren Pflanzen miteinander?
Wie verständigen sie sich mit Tier und Mensch?
Impressionen, Mai bis Juni 2017.

 

26/17 la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Was treibt uns in dieses Tal, wischen die Steine und das Geröll? Wir sickern. Wir sinken. Wir streben auf. Wir sind einsam. Wir lesen uns in einem fort. Wir lesen, was in uns Raum ist. Wir lesen, was um uns die Dinge bespricht und uns entgegenhält, was wir übersehen. Wir kauern uns in Zwischenräume. Wir sind Wort. Wir sind Bild. Schwebend. Schwankend. Leuchtend. Das Düstere liegt um die Peripherie, als ein nächtliches Band. Die Seelen schweigen dort. Sie kehren uns ihren Rücken zu. Sie sehen, was wir nicht sehen, aber können. Wir suchen. Wir suchen nicht uns, wir suchen sie, die dort wandeln, zeitlos, den Rändern entlang, die wir errichtet haben, die nicht sind, wenn sie nicht sind. Die vor uns stehen, wenn wir sie sehen. Wo sind wir Mensch? Wo Geist, wenn wir alles sind, was wir entschieden und uns doch verlassen haben, vergessen, wo wir gehen, auf Wegen, Pfaden, Strassen, durch Räume? Wir kommen und wir sind gegangen. Wir lassen. Wir erinnern. Wir werden sehen.

 

25/17 la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Der Inn. Seine Farben sind üppig. Seine Augen unzählig. Sein Ziel einmalig. Immer ist er Gegenwart. Gegenwart für Raum, unendlichen Raum und Sprache. Mag es an den Quellen liegen, die ihr Wasser hinreichen, in diesen einen Fluss, der durch ein Fenster fließt, durch das man nicht sieht, aber ahnt und weiß, dass Zeit und Raum nicht nur als das existieren, was sie sind.

Was begreifen wir von einer Existenz, die unsichtbar in einer Landschaft schwebt? Die wir weder entworfen, noch gebaut wissen, die sich aber gerade dann auffächert, wenn sie sich in die Wahrnehmung gibt, dort, wo wir mit ausgestreckten Armen und den Fingerspitzen deren Raum abtasten, der in uns liegt.

 

24/17 – la source

 

la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // ​Durch Zeiten und Leeren. Wir gehen und kommen an. Irgendwo. In einem Irgendwo, das wir vielleicht Ziel nennen. In Wirklichkeit aber, kommen wir dort an, wo Raum ist. In einem Kosmos aus Partikeln, die sich im Hier zusammenfinden und das Bild erzeugen, das wir in ihm sehen. Lesen wir es, wird es dichter und auch einwenig neblig, wie die leichten Lichtschleier, die sich am Morgen durch die Tannen über den Inn weben und dem Gewässer zusummen, es möge fließen. Sanft, leicht und tief.

 

23// 17 – aus dem Engiadina//Archiv

 

Gedächtnis bei Pflanzen und Tier.
07. Mai 2017 – 16.00 bis 17.30
Merian Gärten

Prof. Barbara Hohn, Molekularbiologin, Biozentrum Basel
Salvatore Foderà, klassische Gitarre
Marianne Büttiker, Künstlerin, Bilder und Objekte

Wie kommunizieren Pflanzen miteinander? Wie verständigen sie sich mit Tier und Mensch? Der Informationsaustausch zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen ist heute wissenschaftlich nachweisbar. Wenn man dieses Dreiecksverhältnis genauer beobachtet, sind chemische, bioelektrische, farbliche, akustische und duftende Signale zu erkennen: ein ausgeklügeltes System von Übermittlung, Verarbeitung und Speicherung von Information.

Piero Onori, Sinnzeit.ch
In der Orangerie
Merian Gärten, Vorder Brüglingen 5, CH-4052 Basel

 

22/17 – la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Beim Berg sitzen und Schwäne füttern. Erinnerung einfädeln. Aussichten begehen. Den Himmel über die Berge spannen. Gegebenheiten verwerfen. Der Vogel ist still, bis ihm ein anderer ruft. Ich sammle ein unsichtbares Wiesenstück. Schwäne gibt es ihr nicht. Schwäne und Möwen fehlen. Auch Tauben fliegen hier nicht auf. Nur die Wolken gleichen ihnen. Ab und an nehmen sie ihre Form an und den Berg unter ihre Flügel. Dann sind die Tage wie Täler.

 

21/17 – la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Einzelheiten. Ein fehlendes Wortes. Das Wasser. Der Berg, schwebend, ist ein Fisch. Aufgefaltet liegt er. Der Himmel über ihm. Wolken decken ihn zu. Der Schnee. Im Grund bin ich Wasser, eine Lücke im Bild, mit unsicherem Halt der Schritte. Ich sickere durch das zeitliche Irrlichtern, Augenblick zu werden, wo ich nicht hinhöre, verebben die Stimmen. Es mag in diesen Entwürfen Stellen geben, die in der Zeit ihre Bilder entwerfen, die im Jetzt grundlos und ohne Sinn dahinziehen. Diese hängenden Gärten. Ein Gedächtnis. Ich halte es in den Händen. Es schüttet sich aus. Dieser blühende Schnee, den die Bäume dem Himmel entgegenreichen.

 

20/17 – la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Das Schattensiel des Nachtschnees im Fensterglas schwebende Aufzeichnungen einer Erinnerung Nichts hat seine Zeit hier über dem schwarzen Wasser wo die Berge und die Bäume sich gleichen in der Form und schweigen bis sie Worte werden.

 

19/17 – la source

 


la source de la neige et le cygne // brouillon 3 // Es gibt keine Rückkehr zu Erklärungen. Eine unzählige Konstellation. Schichtungen. Ein Schneefall. Ich fliege auf. Der Inn fliesst. Es rauscht. Wasser. Bewegung. Luft. Der Regen wuchert durch das Gestein. Schichtungen. Wo bleibe ich Nacht?

 

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