Küste. Der Regen tropfte auf die matt gewordenen Blätter. Eine Weile blieb ich mit geschlossenen Augen liegen. Ich las mich in den Singsang vor dem Fenster. Dann, wieder eine Folge leichter Aufschläge auf dem Blechdach. Ein dunkler Ton, von den Blättern aufgefangen. Eine Sequenz Rauschen. Heute nicht dieses von Meerwellen. Heute war es ein Atem. Vielleicht dieser der Katze, die sich über mich beugte. Ich öffnete die Augen. Zaghaft. Vorsichtig, in diese Richtung in der die Farben verschwunden waren. Aufwachen, dachte ich, bedeutet mich in den Rausch der Tage zu geben. Ich hatte geträumt, doch wusste ich es nur. Nicht, durch welche Wälder ich gelaufen war, nicht, wo ich ankommen sollte. Angekommen war ich in diesen Morgen, in dem der Regen vor dem Fenster in das Laub fiel. Deine Hand in meinem Haar.
la plage. Am Ufer hatte ich sie gesehen. Die geschlafene Zeit. Sie trieb vorwärts, den Wellen entgegen. Manchmal tauchte sie in ihre Tiefe weg. Manchmal stieg sie unter die Oberfläche. Etwas Zeitloses hatte sie, etwas das sie träumend und unnahbar in die Vergessenheit zurück stiess. Das Gefundene hatte sie an den Strand gespült und alabasterfarbene Ornamente hinterlassen. Ich lausche. Ich verstehe. Ich verstehe nicht. Ich sehe. Ich sehe nichts. Nur Wellen, nur Gezeit. Melancholisches. Ich finde Neues. Vergangenes vergeht, buchstabiert Sandkörner, das Alphabet eines bereisten Zieles. Ungreifbar bleibt der Horizont vor mir. Staunend liege ich im Bett, erwache nachtwärts. Heute werde ich keine roten Schuhe tragen und während der Teekessel pfeift, stimme ich die Geige.
printemps d’hiver. . Hätte ich die Augenblicke nur geträumt, währe die Zeit nicht zeitlos und die Erde ohne den Flug der Vögel nicht rund. Ich lasse meine Schritte, neben den Deinen fliegen.
kamára1 Ich würfelte die Zeit durch die Stunden. Zählte Augenblicke. Blieb auf der Strasse stehen, dort, wo Tauben nicht nach Fragen fragten. Ich dachte an Hände, die das Meer halten. Kritzelte einige Zeilen in die Gedanken. Stand da, wo andere gehen. Hörte ihre Schritte als eine Melodie. Ich las in einem Buch mit leeren Seiten. Der Wind hatte das Blatt ein Stück weiter geweht und die Zeit ihre Stunden im Kreis.
Ich hatte nicht an die Zeit gedacht. Sie hatte sich einfach in mir ausgedehnt. Weder vor noch hinter mir sehe ich ihre Ufer. Ich versuche mir ein Bild von etwas zu machen, was ich noch nicht weiss, während ich die Herbstblätter betrachte, die der Wind durch das offene Fenster vor das Bett geweht hatte. Ich träume ohne zu schafen und die Gedanken bauen Kathedralen.
ZEICHEN-ZEIT-LICHT
Galerie Hilt, Basel, 18.10. – 22.11.2008
Vernissage : 18.10.2008 14-17 Uhr
Finissage : 22.11.2008 14-17 Uhr
Sand: Vor meinen Füssen Deine Spur.
Refrain. Einen Augenblick lang dachte in an nichts. Gleichzeit an etwas, das sich wiederholt, an eine kleine Geste, an ein Wort, vielleicht eines, das ich mir wünschte, Venedig, oder Meer oder Nacht oder Liebe. In diesen sanften Buchten der Schläfe, an diesen Stellen neben den Augen, scheint mir der Ort zu sein, an dem Vergessen und Erinnern das selbe bedeuten, das selbe Bild einem Satz entlocken. Ohne gedankenlos zu träumen, ohne sich von jemandem ein Bild zu machen, ohne sich die Wirklichkeit zu buchstabieren, ohne sich in eine andere Geschichte zu erfinden, ohne die Gold gewordnen Blätter zu einem Herbst zu sammeln, ohne dem andern zu zuhören, ist alles nur die eine Sicht zum Horizont. Ohne das, was geschah, geschieht nichts. Einen Augenblick lang dachte ich daran, dass das was ist nur ist, weil es so ist, wie es wird; ein Anfang der Geschichte, die sich fortsetzt, weil sie nie endet, weil das Ende des Anfangs von Zeit zu dem wird, was in der Erinnerung sich selber vergessen hatte. Ich sah den Schwalben entgegen, die heimkehrten von einem Ort, an dem sie angekommen waren. Immer kehren Schwalben an diesen Ort zurück, den sie verlassen werden, wenn sie heimkehren und doch ist diese und jene Stelle in einem Augenblick die selbe.
One Minute Film+Video Festival, Aarau
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August 2008, One Minute Film & Video Festival Aarau, Opus nò// Nautilus 2.
Lied: Ein kleines Stück Ewigkeit um das ich weiss und jeden Augenblick doch neu erfinde, als eine Stunde zwischen Stunden, vielleicht als Wort, das ohne Bild, ein Schatten der Geschichte ist, die Zeit umschreibt und ich nicht sage, dass ich schweige, was eine Zeit in einer Zeit in Worte fasst. Vielleicht krönt es das Leben, wie ein Wind die Wellen, die am Ufer sich selber überrollend, zu anderen Wellen werden, ohne dieses zu verlassen, was sie als Wasser sind.